Die Shoah: Katastrophe und Komplizenschaft – Vom europäischen Antisemitismus zur arabischen Kollaboration
Die Shoah, das hebräische Wort für „Katastrophe“, bezeichnet den systematischen Völkermord an rund sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Kollaborateure. Sie war nicht nur ein Akt der Vernichtung, sondern ein vollständiger Angriff auf jüdisches Leben, Denken, Erinnern – auf eine jahrtausendealte Zivilisation.
Neben der deutschen Planung und Durchführung war die Shoah auch eingebettet in ein Netz ideologischer und politischer Verbündeter, darunter der radikale Islamismus. Der Holocaust war kein rein europäisches Verbrechen – er war eingebunden in globale Macht- und Hassallianzen, die weit über das Dritte Reich hinausreichten.
Der ideologische Schulterschluss: Hitler und der Großmufti
Ein besonders erschütterndes Kapitel in der Geschichte der Shoah ist die Kollaboration zwischen Adolf Hitler und Amin al-Husseini, dem Großmufti von Jerusalem. Al-Husseini war ein radikaler islamischer Nationalist, der bereits in den 1920er und 1930er Jahren durch antisemitische Hetze und Pogrome in Palästina hervorgetreten war.
Im Jahr 1941 floh der Mufti nach Berlin, wo er von Hitler empfangen wurde. Gemeinsam entwickelten sie eine strategische und ideologische Allianz: Beide sahen in der Vernichtung des Judentums ein verbindendes Ziel. Al-Husseini unterstützte öffentlich die „Endlösung“ und rief die Muslime der Welt zum Kampf gegen Juden und „Zionisten“ auf – nicht nur im Nahen Osten, sondern auch auf dem Balkan und in Nordafrika.
Islamische SS-Verbände: Waffen-SS in Bosnien und Albanien
Auf Initiative des Muftis wurden im besetzten Südosteuropa muslimische Einheiten in die Waffen-SS eingegliedert – etwa die 13. SS-Division „Handschar“ (benannt nach einem türkisch-bosnischen Krummschwert), die hauptsächlich aus bosnischen Muslimen bestand. Diese Verbände wurden für sogenannte „Säuberungsaktionen“ gegen Juden, Roma und serbische Zivilisten eingesetzt – mit grausamer Brutalität.
Al-Husseini warb nicht nur aktiv für den Dienst in diesen Einheiten, sondern propagierte die Shoah als göttlich legitimierten Kampf gegen das Judentum. In seinen Radiobotschaften aus Berlin rief er zur globalen Vernichtung jüdischen Lebens auf – mit dem Segen der NS-Führung. Die Shoah war damit auch in Teilen der islamischen Welt ideologisch verankert.
Shoah-Überlebende: Befreit – aber nicht frei
Nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 endete das Leid für viele Überlebende nicht. Tausende Jüdinnen und Juden, die Konzentrationslager oder Todesmärsche überstanden hatten, wurden nicht etwa mit offenen Armen empfangen – sie fanden sich erneut entrechtet wieder.
Besonders zynisch war das Verhalten Großbritanniens: In seinem Mandatsgebiet Palästina wollte es jüdische Einwanderung begrenzen, um Spannungen mit der arabischen Bevölkerung zu vermeiden. Die Folge: Überlebende der Shoah, darunter viele Waisen, Kranke und Traumatisierte, wurden auf dem Weg nach Palästina aufgegriffen, interniert – und wie Vieh in Lager auf Zypern verbracht.
In diesen britischen Lagern auf der Insel lebten zwischen 1946 und 1949 zehntausende Juden unter oft katastrophalen Bedingungen, eingepfercht hinter Stacheldraht, ohne Perspektive, oft unter britischer Bewachung – ironischerweise nur wenige Jahre nach der Befreiung aus den NS-Lagern.
Ein Exodus in die Hoffnung
Erst mit der Gründung des Staates Israel 1948 fanden viele Überlebende eine neue Heimat. Sie trugen ihr Leid, ihre Erinnerungen und ihre ungebrochene Würde in eine Gesellschaft, die sich selbst auf den Trümmern der Geschichte aufbauen musste.
Die Shoah war nicht nur ein Völkermord – sie war eine globale Katastrophe für das jüdische Volk, eine moralische Katastrophe für die Menschheit, und ein Beleg für die zerstörerische Kraft von Antisemitismus in jeder Form, ob europäisch oder islamistisch motiviert.
Jascha Vossel, Treuhänder
HaShem (NGO | Nichtregierungsorganisation)
Stiftung für Jüdisches Leben in Deutschland
und im deutschen Sprachraum
Die Begriffe Holocaust und Shoah werden häufig synonym verwendet, wenn vom Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden während der Zeit des Nationalsozialismus gesprochen wird. Doch neben der sprachlichen Herkunft unterscheiden sie sich auch in ihrer inhaltlichen Tiefe und Perspektive.
Holocaust stammt aus dem Griechischen (holókaustos = „vollständig verbrannt“) und wurde ursprünglich für Tieropfer verwendet, die vollständig dem Feuer übergeben wurden. Der Begriff wurde im englischen Sprachraum im 20. Jahrhundert für Katastrophen verwendet, bevor er sich für den nationalsozialistischen Genozid an den Jüdinnen und Juden etablierte. Als solcher trägt er eine stark äußerliche, oft technisch oder gar distanziert wirkende Konnotation – der Fokus liegt auf dem Vernichtungsakt selbst.
Shoah hingegen ist ein hebräisches Wort und bedeutet „Katastrophe“ oder „Verwüstung“. Es wird vor allem im jüdischen Kontext verwendet und bringt die existenzielle Erschütterung, die Perspektive der Betroffenen und das unfassbare Ausmaß der Entwurzelung, Verfolgung und Vernichtung zum Ausdruck. Shoah betont nicht nur die physischen, sondern auch die kulturellen und seelischen Dimensionen der Zerstörung jüdischen Lebens.
Während Holocaust oft als internationaler, analytischer Begriff verwendet wird – etwa in der Geschichtswissenschaft oder in Gedenkpolitiken –, drückt Shoah ein inneres Erleben, ein jüdisches Gedächtnis aus. Manche Stimmen betonen zudem, dass Holocaust den Akt der physischen Auslöschung beschreibt, während Shoah stärker den Aspekt der Vertreibung, Verzweiflung und kulturellen Auslöschung umfasst.
Diese begriffliche Differenz verweist darauf, wie wichtig es ist, auch in der Sprache sensibel mit Erinnerung umzugehen – und zuzuhören, wie Überlebende, Nachkommen und Gemeinschaften das Unaussprechliche benennen.